Angela Merkel hat gezeigt, dass sie ihre Chancen zu nutzen versteht. Ihr Aufstieg innerhalb der CDU beweist das. Und auch dass sie von Helmut Kohl gelernt hat, wie man mit schwierigen „Freunden“ umgeht.
Jetzt hat sie die Chance, zu beweisen, dass sie auch von Kohl gelernt hat, eine historische Chance zu nutzen. Er die Chance für die Einheit mit seinem 10-Punkte-Programm. Sie die Chance, dem Klimawandel erfolgreich zu begegnen mit einem entschlossenen Fahrplan für politischen und wirtschaftlichen Wandel.
Helmut Kohls Plan schien vielen, als er aufgestellt wurde, illusorisch. Von heute aus gesehen scheint er fast zaghaft, denn er wurde von der Wirklichkeit überholt.
Angela Merkel hat die Chance, mit deutscher Ratspräsidentschaft in der EU und mit dem Ratsvorsitz in der Gruppe der G8 Zeichen zu setzen. Sie kennt sich in der Materie Umweltpolitik aus, so wie Kohl sich in den Eitelkeiten der Europäischen Union und bei den Führern der Supermächte auskannte. Sie darf auch Fehler machen (so wie Kohl mit seinem Vergleich von Gorbatschow mit Goebbels). Die Hauptsache ist, dass sie auf die zunächst nur kurzfristige Bereitschaft, auf die Umweltbotschaft zu reagieren, mit einem langfristigen Plan für nachhaltiges Handeln antwortet, so wie Kohl es 1989 so erfolgreich getan hat.
Allerdings Ehrlichkeit gehört dazu. Einen ersten Schritt dazu hat sie getan: In 17 Jahren, so heißt es auf ihrer Internetseite, hat die Bundesrepublik nicht einmal ein Viertel dessen erreicht, was 1990 international beschlossen wurde. Noch sind knapp 5 Jahre Zeit, die restlichen drei Viertel zu erreichen. Was sie jetzt angekündigt hat, bleiben hohle Worte, wenn sie nicht durch konkrete Energieeinsparmaßnahmen in Deutschland zeigt, dass sie wirklich zu ihren Plänen steht.
Es war Gorbatschow, der 2005 die Laudatio auf Helmut Kohl als den großen Europäer hielt. Mutig Merkel! Vielleicht werden bald China und Indien den umweltpolitischen Mut loben, der es ermöglichte, dass diese Länder nicht gegen uns, sondern mit den alten Industrieländern eine Lösung für die Zukunft finden.
Den Plan, China und Indien an der Entwicklung zu hindern, damit wir weiter im alten Trott weitermachen können, sollten wir uns abschminken. Der geht sowieso nicht auf.
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