Die Wochenzeitung der Freitag imponiert durch Gesichtspunkte, die in den Mainstreammedien selten auftauchen. Insbesondere ist es die Betrachtung von Vorgängen aus Ostdeutschland oder aus ostdeutscher Sicht. In der Ausgabe vom 26.9. überwiegen unerfreuliche Meldungen.
Shila Behjat von Arte schreibt auf Seite 12 unter dem Titel "Gegen Patriarchen" über weiblichen Widerstand und zitiert Erica Chenoweth: "Wenn Frauen an Massenbewegungen beteiligt sind, dann neigen diese Bewegungen dazu, friedlich zu bleiben. Und sie führen mit größerer Wahrscheinlichkeit zu einer gleichberechtigteren Demokratie." So waren Bewegungen erfolgreich, wenn sich mindestens 3,5 % der Bevölkerung beteiligten (Gewaltfreier Widerstand).
Das klingt ermutigend.
Weiter unten stellt Behjat fest: "In nahezu jedem Land der Welt existieren Gesetze, die in das Leben von Frauen eingreifen, aber keine, die explizit Männerleben regulieren, außer bei der Wehrpflicht."
Dann fährt sie fort: "Das Schlimme ist: Frauen können sich bei diesem Thema nicht der Solidarität anderer Frauen sicher sein."
Ich frage mich: Was ist sicherer, als dass eine Bewegung, die erst noch auf dem Weg ist, 3,5% der Bevölkerung zu aktivieren, nicht "der Solidarität anderer" sicher sein kann? - Das ist in sich nicht schlimm, aber es zeigt, wie schwierig es ist, diese 3,5% zu erreichen.
Aber so bleibt es dabei, dass Frauen als der größere Teil der Menschheit nur sehr beschränkt die Solidarität ihrer Geschlechtsgenossinnen genießen.
Ich lese gegenwärtig "Vom Winde verweht" und bin immer wieder beeindruckt, wie viele Probleme, die wir heute erleben, darin behandelt werden: Spaltung der Gesellschaft, Entfremdung von den Regierenden, Unfähigkeit, die Erfahrungen und damit Weltsicht anderer nachzuvollziehen. Damals war es ein Bürgerkrieg, der um die Einheit einer Staatenvereinigung (USA) geführt wurde.
Heute sind wir zwar weit darüber hinaus; aber die heutigen Mechanismen haben noch eine große Ähnlichkeit.
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