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11.12.24

Mehrere Sprachen parallel zu verwenden, führt zu eigentümlichen Schwierigkeiten

Meine Erinnerung sagt: Als ich das erste Mal in England war, konnte ich schlagartig kein Französisch mehr.

Zwischen mehr als zwei Sprachen ständig wechseln zu können und stets gleich fließend zu sprechen, dazu gehört eine Sonderbegabung oder sehr viel Übung.

Von den Sprachen, die ich nie auf der Schule gelernt hatte, konnte ich Spanisch am besten, seit ich Esperanto lerne, fallen mir kaum noch spanische Vokabeln ein. Aber in Latein, dass ich seit gut 50 Jahren überhaupt nicht mehr brauche (und wo ich selbstverständlich keinen sinnvollen Satz hätte spontan formulieren können) mache ich bei duolingo (wenn ich es mal ausprobiere) praktisch keine Fehler. Nur was man früh gelernt hat, ist auch noch nach Nichtgebrauch abrufbar. Aber ist man einmal wieder in eine Sprache eingetaucht, flutscht es wieder. Nach meinem Englandaufenthalt fielen mir aber noch lange manche englischen Fachausdrücke vor den deutschen ein. Und für "on the latch" fällt mir schon wieder kein passender deutscher Ausdruck ein, obwohl ich vor ein paar Tagen erstmalig seit Jahrzehnten einen gehört habe.

In der Familie von Karl Marx wurde ein Kauderwelsch gesprochen, weil sie alle Sprachen verstanden, in der ein Familienmitglied gerade sprach. Es ging nur darum, sich zu verstehen und nicht darum, Sprachen auseinanderzuhalten.

6.12.24

Zeitungslektüre vor dem Aufstehen

 Förster Peter Wohlleben schildert das Altersleiden einer Buche und rekonstruierts ihre Lebenslauf in ihrer Wohngemeinschaft, die seit 4000 Jahren besteht. 

Eva Biringer berichtet in "Un-versehrt" vom stillen Leiden von Frauen, die angeblich Schmerz besser vertragen als Männer, weil sie nicht darüber klagen (sie wollen schließlich nicht als "hysterisch" gelten - das Wort ist von Gebärmutter abgeleitet).

Franzobel berichtet aus China dessen "große Mauer" in Zeiten des Internet nur noch aus ihrer Sprache (?) besteht: "Wie jedes andere Land hat es auch China nicht gern, wenn sich jemand in seine inneren Angelegenheiten einmischt. Da sind wir Westler etwas oberlehrerhaft. Ich habe großartige, freundliche, wunderbare Menschen kennen gelernt. Ich habe viel gestaunt und das Land gemocht, daher meine ich: auch wenn es nicht leicht ist, muss der Westen den Dialog mit China suchen. Wir können von China sehr viel lernen. China, aber auch von uns."  (All diese Berichte finden sich in der FR vom 6.12.24)

Natürlich ist es nicht das "Land", das keine Einmischung will, natürlich nicht "die Regierung", sondern sind es die Regierungsmitglieder, die den größten Einfluss haben, nicht selten Einzelpersonen, die keine Einmischung wollen. Aber wollen wir als Einzelpersonen, das andere darüber bestimmen, was wir zu tun haben?

Wir brauchen Vermittler, die denen eine Stimme geben, die wir nicht wahrnehmen, weil wir damit bequemer ("ruhiger") leben, als wenn wir ständig ("ewig") ihre Klagen hören müssten.