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26.7.15

Krankenhaus

Im Krankenhaus (verfasst 25.10.14)

Die Tür des Krankenzimmers öffnet sich, man sieht den Teil einer Glatze, einen leichten Haarkranz darum und das Bett, auf dem der Mann mit dem Kopf zuerst ins Zimmer geschoben wird.

"Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen guten Morgen! Ich sehe Sie zwar nicht ..."

So zugewandt war mein Bettnachbar meistens, auch wenn er Anlass genug gehabt hätte, in seinen Problemen zu versinken: Vier Organe waren ihm heraus operiert worden, er hatte Krebs eines fortgeschrittenen Stadiums, musste wegen der fehlenden Organe zusätzliche Medikamente zu genau vorgeschriebenen Gelegenheiten zu sich nehmen, musste lernen, sich Insulin zu spritzen, dafür natürlich sich in den Finger stechen, mit dem Minicomputer den Zuckergehalt des Blutes bestimmen, auf einer Tabelle ablesen, wie viele Einheiten Insulin zu spritzen waren und sich mit der korrekten Nadelhaltung mit dem korrekten Tempo spritzen. Entsprechend musste er den Umgang mit seinem Stoma lernen.

Zugewandt war er und fröhlich. Beides waren hervorstechende Eigenschaften; aber seine Musikbegeisterung stand dem nicht nach.
Ein frisch Operierter jenseits der 75 wird im Krankenbett nicht Opernarien schmettern. Aber von Anfang an hörte man ihn immer wieder die Musik, die er gerade in seinem geliebten Bayern Klassikradio hörte, mitsingen. Wenn er von Werken sprach, die er besonders schätzte, sang er immer wieder Tonbeispiele dazu, und bei aller Wertschätzung von Beethovens Sinfonien, die er teilte ("Ich höre gerade die Eroica." Und dazu brachte er wieder die wichtigen Themen zu Gehör.). Dass Schuberts große C-Dur-Sinfonie* zu den bedeutendsten Sinfonien überhaupt gehöre, das wollte er seinem musikalisch weniger gebildeten Zimmergenossen nicht vorenthalten.

Dass meine erste persönliche Begegnung im Krankenhaus so ausfallen würde, hätte ich nach der bestürzenden Information nach der Vorsorgeuntersuchung nicht erwartet.

Als dann am Sonntag Morgen der Posaunenchor spielte, sang er jedes Kirchenlied mit und teilte allen, die ihn anriefen, aber auch dem Pflegepersonal mit: "Ich habe eine wunderbare Erfahrung gemacht. Heute morgen hat ein Posaunenchor gespielt!"

Natürlich hatte er Zeiten, wo seine ständige Appetitlosigkeit, die Aufforderung, sich einer "aggressiven Chemo" zu unterziehen, und anderes ihn einmal schweigsamer werden ließen. Aber seine Begeisterungsfähigkeit brachte es bald dazu, dass wir vor dem Frühstück erst einmal ein paar Choräle sangen.

So kleinmütig ich oft bin und auch diesmal immer wieder einmal war: Ein solches Vorbild ist eine große Stärkung.

*Diese Sinfonie wurde zu Schuberts Lebzeiten nicht aufgeführt. Erst Robert Schumann entdeckte sie wieder und konnte Felix Mendelssohn-Bartholdy dafür gewinnen, sie 1839 aufzuführen. Schumann schrieb über die „himmlische Länge der Symphonie" "wie ein dicker Roman in vier Bänden etwa von Jean Paul, der auch niemals endigen kann und aus den besten Gründen zwar, um auch den Leser hinterher nachschaffen zu lassen“. 

Aus dem Krankenhaus zurück (verfasst: 11.2.15)

Verschiedene Welten
Innenwelt des Patienten, seine Außenwelt im Krankenhaus, sein Zuhause, sein persönliches Umfeld, das große gesellschaftliche Umfeld

Vermittler zwischen den Welten
das Krankenhauspersonal, Angehörige, weitere Außenkontakte, Medien

Eindrucksvoll, wie gut über Fernsehen, auch bei geringer Aufmerksamkeit des Patienten der Kontakt zum großen gesellschaftlichen Umfeld hergestellt werden kann, da dieser ohnehin nur medial vermittelt ist.
Nie hätte ich zu Hause die Merkel-Hollande-Mission mit ihren ständig wiederholten Minimalinformationen und den substanzlosen Spekulationen so genau mitverfolgt wie im Krankenhaus.
Dabei habe ich über die Ausschnitte aus der Münchner Sicherheitskonferenz sogar ein neues Verständnis dieser Veranstaltung gewonnen.

Ungewöhnlich ausführlich wahrgenommen auch der Rückblick auf das Leben von Richard von Weizsäcker, gestorben einen Tag nach der Operation, die mir das Leben rettete.

Diese Texte, zunächst unter Fontanefan veröffentlicht, gehören, weil sehr persönlich in Fontanefans Feld.

21.9.14

responsibility to protect - liebenswerte Naivität oder tragische Blindheit?

Naivität eines Wissenschaftlers hat etwas Rührendes. Naivität eines Politikers ist gefährlich. 


Dabei hatte der blinde Hochmut einer "neuen Weltordnung" die Chancen auf eine verantwortungsvollen internationalen Weg zum Frieden (UNO) schon längst zerstört. 
Bush senior hielt seine Rede bezeichnenderweise an einem 11. September. (1990!)

Beginn des Golfkrieges von Bush senior (16.1.1991)



Mehr zu der Problematik bei Mark Lilla: Freiheit ist nicht alles, ZEIT Nr.37

Beginn der Serie der ZEIT zu der Problematik (ZEIT Nr.36)
Es wäre an der Zeit, dass Interventionisten und Isolationisten, Realisten und Idealisten, Amerikaner und Europäer einander in die Augen sehen und bekennen: Im Moment wissen wir es alle nicht, wir müssen umdenken, anders diskutieren, wir brauchen eine neue außenpolitische Grammatik, in der wir uns dann wieder sinnvoll streiten können. (Bernd Ulrich, ZEIT Nr.36)
Herfried Münkler: Eine neue Weltordnung entsteht, ZEIT N.39 18.9.14
Die seit Jahrzehnten expandierende EU muss zu festen Grenzen kommen und den Prozess ihrer Erweiterung beenden, wenn der Konflikt mit Russland um die geopolitische Zugehörigkeit der Ukraine nicht in einen europäisch-russischen Dauerkonflikt überführt werden soll. 

17.6.14

Musik verstehen

Hector Berlioz hat seine Symphonie Fantastique mit einem Programm versehen.

Ich habe sie das erste Mal nur in Kenntnis der Satzüberschriften, ganz ohne Einzelheiten des Programms zu kennen gehört und ohne Hörgerät.
Das zweite Mal habe ich die Verständnishilfen dabei gehabt und die Wiedergabe lauter gestellt.
Für mein Empfinden hat mir das Programm den geringsten Beitrag zum Einhören geleistet.

Zugegebenermaßen kein Wunder. Ich bin gespannt, ob bei mehrmaligem Anhören der Beitrag des Programms wesentlich größer wird.

13.1.14

Weshalb ist die Wikipedia ein Geschenk für mich?

Fortsetzung des Artikels "Ein Geschenk":
Die Wikipedia ist ein Gemeinschaftswerk, in dem auch bescheidene Beiträge einen Sinn und eine Funktion haben.
Der Nutzen der Wikipedia erweist sich für mich nahezu täglich, wenn ich mich über etwas informieren will. . Insofern rechtfertigt sie immer wieder den Aufwand, den ich in sie gesteckt habe und immer noch stecke.

Wieso verliert das Geschenk an Wert dadurch, dass es immer größer und qualitativ besser und somit wertvoller wird?
1.  Je mehr Konkurrenten die Wikipedia aus dem Felde schlägt, desto mehr Nachteile hat ihr Vorhandensein. Denn Informationen, die nicht dem Wikipediakodex entsprechen, werden marginalisiert. Nicht notwendigerweise erst dadurch, dass sie schlechter auffindbar sind als dadurch, dass die Informationen der Wikipedia leichter zu finden sind.
2. Weil bescheidene Beiträge darin immer weniger Sinn haben. Das Wichtigste ist erfasst und neue Beiträge, die nicht dem jetzigen Niveau entsprechen, machen sie durchschnittlich schlechter.
Aus 1 und 2 folgt:
3. Je weniger sie sich durch meine Mitarbeit verbessert und jemehr sie zum Informations- und Meinungsmonopolisten wird, desto fragwürdiger wird meine Mitarbeit an der Wikipedia.

Das gilt tendenziell nicht nur für mich, sondern für alle Mitarbeiter.

Weshalb wird sie trotzdem ein Geschenk für ihre Mitarbeiter bleiben? Was müsste sich ändern, so dass sie kein Geschenk mehr für sie wäre?

21.10.13

Achim Burgermeister

Dankenswerterweise hat Karl Kirst in seinem Blog bei ZUM-Unity formuliert, was er öffentlich über den Tod von Achim Burgermeister zu sagen hat.
Öffentlich bleibt mir nicht mehr als hinzuzufügen, dass ich dem, was Karl Kirst über den Menschen Achim Burgermeister gesagt hat, voll zustimme und dass Burgermeister seit seiner Zeit in der Türkei dort sehr viele Freunde hat und dass er auch in Kasachstan sehr vermisst werden wird.

6.10.13

Ganz kurz

Ich habe gesehen, dass ich hier lange nichts geschrieben habe. Deswegen halte ich hier ausdrücklich fest.
Die wichtigsten Probleme kamen im deutschen Wahlkampf 2013 so gut wie nicht vor:
Der Klimawandel und die Mitschuld der Industrieländer an der Schere zwischen Arm und Reich auf der Welt.
Zum Klimawandel
Zum Wahlkampf